(streng unwissenschaftlich)

Die Leistungskurve einer Schülerin

Die Leistungskurve einer Schülerin an den St. Ursula Schulen an einem normalen Schultag, welche Faktoren den Verlauf beeinflussen, Hoch- und Tiefpunkte, sowie Wendepunkte

 

Was für ein Thema! Aber einem Mathematiklehrer sind anspruchsvolle Aufgaben nicht fremd und so bin ich zuversichtlich, die Anforderungen erfüllen zu können, die an mich gestellt werden.
Die Basis des Folgenden sind Beobachtungen einer repräsentativen Stichprobe der Schülerinnen-schaft, die ich zum Teil eigenhändig gemacht habe, die jedoch durch umfangreiche Befragungen von Kolleginnen und akribisches Zusammentragen und Sortieren von Fakten ergänzt wurden.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind also nicht nur gewollt, sondern geradezu absichtlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Doris Durchschnitt (so soll unsere fiktive Schülerin der 12. Klasse heißen) erwacht früh morgens um 6 Uhr durch ein äußerst unangenehmes und lautes Geräusch, für dessen Ursprung verschiedentliche Quellen in Frage kommen: Die Mutter, der Vater, der Wecker oder ein Bagger. Damit beginnt die Leistungskurve (L) bei x=6 offensichtlich mit einem (relativen) Tiefpunkt. Der Gedanke an ein gesundes Müsli, ein selbstangesetztes Naturjoghurt mit frischen, selbstgepflückten Früchten und ein Glas frischgepresstem Mangosaft lässt die Kurve schnell steigen. Allerdings nur bis zu dem Punkt, an dem sich die Gedanken der Schule zuwenden, der erste Wendepunkt des Tages.
Die Steigung nimmt während des Schulweges leicht ab, aber bei Doris´ Ankunft am Bahnhof, wo die munter und übermütig plappernden Schulkameradinnen schon warten, steigt L wieder an; wir haben hier einen Sattelpunkt.
L steigt monoton weiter, da während des Schulweges sowohl der Vorabend analysiert werden (wer war wann wo warum mit wem und wie lange?), als auch das Programm des kommenden Abends besprochen werden muss. Das Abschreiben der nötigsten Hausaufgaben erledigt Doris nebenbei, schließlich ist sie weiblich!
Kaum betritt sie allerdings das Schulgebäude, entsteht ein Knick oder mathematisch korrekter „eine nicht differenzierbare Stelle“, denn die Leistungskurve fällt nahezu senkrecht ab.
Das Betreten des Klassenzimmers zieht einen Vorzeichenwechsel von L in den negativen Bereich nach sich, was nach dem Mittelwertsatz und in Folge der Stetigkeit (auf diesem Bereich) eine Null-stelle impliziert.
Im weiteren Verlauf zeigt L ein typisch trigonometrisches Verhalten, sprich es herrscht ein ständiges Auf und Ab, allerdings komplett und konstant unterhalb der x-Achse. 
Doris lauscht aufmerksam den Geräuschen, die der Lehrkörper vorne an der Tafel von sich gibt, lediglich unterbrochen vom regelmäßigen Gong, der die Schülerinnen daran erinnern soll, dass ein Besuch der Toilette ansteht, der Nikotinspiegel bedrohlich gesunken ist oder der Freund momentan ebenfalls Pause hat und man doch ein paar nette Worte in das streichholzschachtelgroße Ding säu-seln könnte, dessen Kosten sich umgekehrt proportional zu seiner Größe verhalten. 
Unmerklich wechseln sich Wende-, Hoch- und Tiefpunkte ab, denn L dümpelt mit irrwinziger Amplitude vor sich hin, um nur einmal, nämlich zwischen 10.15 Uhr und 10.30 Uhr kurz in den ers-ten Quadranten zu „schauen“, nämlich beim Kampf mit den Realschülerinnen beim Bäcker.
Je näher die 13 Uhr-Marke kommt, desto steiler fällt L ins bodenlose und nähert sich asymptotisch der Geraden x=13. Hier beobachten wir bei Doris ein interessantes Phänomen, denn bei 13 besitzt L eine so genannte Unstetigkeitsstelle, sie macht einen „Sprung“. Schlagartig beginnt L bei x=13 wie-der im positiven Bereich, mathematisch „eine nicht hebbare Lücke“, und steigt im Weiteren dras-tisch an. 
Der Verlauf des Nachmittags, bzw. Abends kann nur aufgrund von Vermutungen extrapoliert wer-den, allerdings gestützt durch Beobachtungen am Folgetag hinsichtlich der Erledigung von Haus-aufgaben. Alles deutet auf einen sehr niedrigen Verlauf hin, der abends in ein Phänomen mündet, das bei keiner mathematischen Funktion zu beobachten ist: es reiht sich ein Hochpunkt an den ande-ren!
Die an sich triviale Tatsache, dass sich L während der Schlafperiode genau auf der x-Achse bewegt, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Welche Faktoren beeinflussen nun die Kurve L?
Da wären zum ersten: die Lehrer. Je nach Aussehen, Lautstärke und Qualifikation (in dieser Reihen-folge!) kann eine Abweichung im durchaus messbaren Bereich signifikant nachgewiesen werden.
Langzeituntersuchungen belegen ebenfalls eine Beeinflussung durch das jeweilige Unterrichtsfach! So bewirken, betrachtet man den Notenspiegel,  anscheinend Fächer wie Pädagogik, Geschichte, Religion oder Datenverarbeitung Ausschläge nach oben, dagegen etwa Englisch, Deutsch oder Ma-thematik Ausschläge nach unten.
Eindeutig positive Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit hat der Blick auf den Vertretungsplan, sofern Stunden ausfallen, was die Schülerinnen kurzfristig zu Luftsprüngen, Freudentänzen oder anderen physiologischen Reaktionen befähigt.
Ebenso starke Ausschläge, jedoch in die andere Richtung, verursacht Fachunterricht, besonders Sport, da man sich (zu einem Fachraum) bewegen muss. Hier hält es unsere Doris mit Winston Churchill, der sein hohes Alter (unter anderem) auf sein Motto zurückführte: „No sports!“ frei über-setzt: „Sport ist Mord!“.
An dieser Stelle sei nochmals betont, dass „die Doris“ reine Fiktion ist und genauso wenig existiert wie „die Deutschen“ oder „die Menschheit“, also ich meine … ihr wisst, was ich meine.
Nicht unerwähnt bleiben soll noch die Tatsache, dass die Leistungskurve L in der Eingangsklasse mit einem Faktor (wenig) größer als 1 gestreckt, in der Jahrgangsstufe 2 mit einem Faktor (wenig) kleiner als 1 gestaucht werden muss.
Übrigens wäre es interessant, die Kurve L für Lehrer zu betrachten, aber dies wäre eine Aufgabe für Doris. - Und Doris kriegt ja nicht einmal ihre eigene Kurve hin!!!
Aber ich will hier nicht über sie urteilen, denn … WIR sind Deutschland, WIR sind Papst und … WIR sind Doris.

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